Die Komplexität medizinischer Dokumentation: Ein Fachrichtungsvergleich
Unsere tiefgehende Untersuchung der medizinischen Dokumentation begann mit über 100 Interviews, die uns ein klares Bild der täglichen Herausforderungen von Ärzt:innen, Psychotherapeut:innen und anderen medizinischen Fachkräften vermittelten. Diese Gespräche umfassten selbstständige, niedergelassene Ärzt:innen, Gruppenpraxen und Universitätskliniken und deckten eine breite Palette von Fachrichtungen ab: Allgemeinmedizin, Urologie, Neurologie und mentale Gesundheit, einschliesslich Psychologie, Psychotherapie und Psychiatrie.
Schnell wurde klar, dass die Dokumentation nicht nur äusserst zeitaufwendig ist, sondern auch fehleranfällig, was die tägliche Belastung dieser Berufsgruppen weiter verstärkt. Unsere Erkenntnisse zeigten, dass die Probleme in der Dokumentation und die allgemeine Belastung im Gesundheitswesen gross genug sind, um signifikantes Interesse zu wecken. Die Tatsache, dass hochbeschäftigte Fachkräfte bereit waren, über das Thema zu sprechen, war für uns bereits ein starkes Signal für die Relevanz dieses Problems.
„Nachdem ich mit der Behandlung von Patienten fertig bin, verbringe ich jeden Abend noch bis zu 3 Stunden mit der Dokumentation.“
Dr. Katharina Schuler, Neurologin, Universitätsspital Zürich
Ein zentrales Erkenntnis aus unseren Gesprächen war die Unterschiedlichkeit der Dokumentationsbedürfnisse und -praktiken innerhalb der medizinischen Fachrichtungen und Institutionen. In Kliniken wird fast jede Patienteninteraktion in einem formellen Bericht dokumentiert, wogegen in der Praxis oft nur Verlaufseinträge (“Eigennotzien”) notwendig sind. Konsens besteht jedoch darüber, dass bei Aufnahmegesprächen und Anamnesen viele Informationen abgefragt und protokolliert werden müssen.
Während unserer 100 Interviews zeigten etwa 30 Ärzte und Therapeuten spontan Interesse daran, PlaynVoice zu testen. Nach den ersten 15 Tests stellten wir fest, dass unsere KI-unterstützte Dokumentationssoftware in der niedergelassenen Hausarztmedizin zwar technisch einwandfrei funktionierte, aber der daraus resultierende Mehrwert nicht gross genug ist. Zudem ist der Bedarf nicht zwingend gegeben, da bereits während des Gesprächs am Computer mitdokumentiert wird.
Das Feedback der Ärzt:innen war eindeutig: Die KI-Dokumentation für einen Verlaufseintrag war oft zu detailliert, und die manuellen Anpassungen nahmen unverhältnismässig viel Zeit in Anspruch. Zudem werden die Einträge oft direkt während des Gesprächs mit dem Patienten gemacht. Dadurch kann die Dokumentation zwar abgeschlossen werden, weist aber oft niedrige Qualität (Stichwortartig, Rechtschreibefehler, etc.) auf und nimmt wenig Rücksicht auf das Befinden der Patient:innen.